Anlässlich unserer Kick-off-Veranstaltung zu markt-mv für die Gemeinschaftsverpflegung und Gastronomie am Dienstag 13.09.22 in der Wollhalle Güstrow, hat unser Produzent Sven Grupe vom Gut Wendhof einen Vortrag über die Zusammenarbeit mit den Meck-Schweizern gehalten, der uns sehr beeindruckt hat und der ein wunderbares Fallbeispiel ist:
Für alle Produzenten, die sich nicht sicher sind, welche Vorteile es hat, Produkte über Markt MV anzubieten, ist es vielleicht genau die fehlende Information. Sven Grupe hat uns seine Präsentation zur Verfügung gestellt und wir möchten sie für euch bereitstellen. Es kann euch auf dem Weg zur richtigen Vermarktungsstrategie helfen!
Vorstellung des Betriebes
· 2 Betriebsteile
· Gut Wendhof GmbH 85 ha in 17213 Göhren-Lebbin, OT Wendhof
· Anbau von 8 ha Kartoffeln & 3,5 ha Gemüse
· 1 Mitarbeiter, Aushilfen
· 2014 Umstellung auf biologische Bewirtschaftung
· 2022 Bioland Anbauerverband
· LwB Sven Grupe 125 ha
In 17390 Klein Bünzow, OT Pamitz
2021 Umstellung auf Biologische Bewirtschaftung
13 Kartoffelsorten im Anbau
Adretta
Goldmarie
Solist
Ballerina
Sieglinde
Luna Rossa
Rote Emmalie
Bamberger Krummbeere
Gourmetessa
Pink Fir Apple
Gemüseanbau seit 2020:
Schwerpunkt Wintergemüse
Grünkohl
Kürbis Hokkaido
Möhren, Rote Bete, Pastinaken, Steckrüben, Schwarzwurzel, Sellerie, Porree, Rosenkohl,
Leguminosenanbau Zielsetzung Speise:
Vermarktungswege
· Direkt Ab-Hof-Verkauf 1 %
· Regionales Umfeld, Direktbelieferung 20 %
· Meck Schweizer, Kartoffeln 6,5 %
· Handel, überregional > 70 %
Planung und Abstimmung
· Sommer 2022 Planung Anbau 2023
· Damit sind Kartoffelmengen bis Mai 2024 festgelegt
· Etwas Spielraum durch Früh- (März) und Spätpflanzung (Ende August)
· Regionales Umfeld, Mengenplanung im Winter für das kommende Jahr
· Ansonsten keine Abstimmung
Bedeutet:
Wir wissen nicht, was der Konsument will!
Der Kunde weiß nicht, was wir anbieten werden!
- Angebot wächst im Feld
- Angebot wird auf die Vermarktungsplattform (Markt-MV) gestellt
- Angebot findet einen Käufer/Angebot findet keinen Käufer
- Sind Quantität und Qualität für den Kunden ausreichend?
Beispiel:
Unsere Kartoffelsorten waren im April 2022 eigentlich ausverkauft.
· Sorten Adretta und Solist waren nicht verkäuflich
· Frühkartoffeln, Sorte Solist war Rodebegin in 2022 am 20. Mai
· Am 21. Juni waren die Frühkartoffeln ausverkauft
markt – MV / MeckSchweizer
Produzent :
Mengen und Sorten werden in Erwartung der Abnahme vorgehalten
Vorteil: Kein Druck etwas liefern zu müssen
Nachteil: Man geht in die Vorleistung, keine Planungssicherheit
Kunden:
Vorteil: keine Abnahmebindung, kurzfristige Kaufentscheidung
Nachteil: Keine Verlässlichkeit in der Belieferung, Mengenverfügbarkeit
Produktionskosten
Kartoffeln im Feld:
Flächenkosten
Arbeitserledigung
Betriebsmittel
Sonstiges
0,30 €/kg Kartoffeln
Sortieren, Einlagern:
Transport
Strom
Lagerraum
Arbeitslohn
0,30 €/kg Kartoffeln
Auslagern, Sortieren, Verpacken:
Verpackungsmaterial
Strom
Arbeitslohn
Transport
0,40 €/kg Kartoffeln
Kosten:
1,00 €/kg Kartoffeln
Logistik
1. Markt-MV: Abholung der Ware, egal welche Menge
15 % vom Verkaufspreis, 1,20 €/kg Kartoffeln = 1,02 €/kg Kartoffeln
2. Belieferung regionale Kunden
100 kg Transport, Arbeitszeit 21,00 €/h x 1,5 h = 31,50 €
Fahrtkosten 40 km x 0,34 €/km = 13,60 €
Insgesamt: 45,10 €
45,10 / 100 kg = 0,45 €/kg + 1,00 € = 1,45 €/kg Kartoffeln
(30 ct/kg nach dem Roden)
20 % des Warenwertes sind bei diesem Beispiel der regionalen Vermarktung der Rohstoffwert!
Was läuft gut?
· Zusammenarbeit
· Bestellungssystem
· Abholung
· Zahlungssystem, Abrechnungen
· Informationen, Netzwerke
· Transparenz der Herkunft
Wo liegen Potentiale?
· Größere Mengen brauchen andere Transportwege
· Koordination des Bedarfs, Verfügbarkeiten, Qualitäten, Quantitäten, Produktionsvielfalt
· Produzent kennt nicht die Ansprüche an Verarbeitung
· Abnehmer kennt nicht die Herausforderungen der Produktion
· Erzeugnisse bündeln
Regionalität – Grenzen & Chancen
Grenzen:
1. Absatz an produzierter Ware
2. Mit zunehmender Entfernung müssen größere Mengen transportiert werden
3. Fehlende Verarbeiter
4. Regionale Produkte dürfen nicht nur als Marketing genutzt werden
5. Kostenkalkulation auf beiden Seiten sind notwendig
Chancen:
1. Produkte können transparenter produziert werden
2. Transportkosten können an den Gesamtkosten vermindert werden
3. Identität zum Produkt
4. Ware, die nicht dem Standard entspricht, kann eher vermarktet werden
5. Mehr Zufriedenheit in der Wertschöpfungskette
Vielen Dank an Sven Grupe für den interessanten Einblick!